Dritte Reise nach Sambia

26. April bis 10. Mai 2014

Die dritte Reise von Anita Bartsch führte erneut von Lusaka aus ca. 2.000 Kilometer weit über Ibenga, Luanshya, Kitwe, Chingola und Solwezi nach St. Kalemba und wieder zurück. In diesem Jahr wurde sie von ihrem Mann Horst und Freunden aus Deutschland und Sambia begleitet. Der Monat April zeigte sich als bester Reisemonat, da die Natur in Sambia zu diesem Zeitpunkt üppig grünt, viele Blumen blühen und betörend duften. Die Temperaturen so kurz vor dem sambischen Winter sind für Europäer sehr angenehm und es gibt wenig bis gar keine Moskitos zu befürchten. Schwer bepackt mit zwei Koffern voller Kleidung für die Kinder, einer großen Reisetasche mit ca. 150 Stofftieren – die von Freunden aus Deutschland gespendet wurden – sowie einer weiteren großen Stofftasche mit den Geschenken der Pateneltern, zwei Rucksäcken voller Stifte, Schulheften, Ballspielen, Luftballons und zwei gebrauchte Laptops für die Eröffnung einer kleinen Schreibstube – so starteten wir von Lusaka aus mit dem Pick-up eines Freundes. Das Abenteuer konnte beginnen. Die erste Station unserer Reise führte uns in den Masaiti District – in das Blind-Center und auf die Kaoma-Farm. Fast alle 14 unserer Patenkinder in dieser Region waren vor Ort. Da der Schulbetrieb erst Mitte Mai für die 2. Term dieses Jahres startet, waren leider zwei der Kinder noch bei Verwandten zu Besuch unterwegs. Wir verteilten die vielen mitgebrachten Geschenke der Pateneltern, fotografierten die Kinder und: Wir bezahlten das Schulgeld für die 2. und 3. Term in 2014. Außerdem verteilten wir T-Shirts und die mitgebrachten Schuhe sowie viele Lollys und Kekse an alle Kinder – nicht nur an unsere Patenkinder. Es ist unglaublich, wie sich die Kinder über ein neues T-Shirt und einen Lutscher freuen. Dieses Glück in den Augen zu sehen ist unbeschreiblich. Da die Kinder, die bei ihren blinden Großmüttern leben, in den Hütten nur auf dem blanken Lehmboden schlafen, kauften wir Matratzen und Decken und selbstverständlich eine Notration an Lebensmitteln wie Reismehl, Salz, Zucker und Öl. Es fehlen die Worte, um die Dankbarkeit der alten Frauen zu beschreiben, die zum ersten Mal in ihrem Leben einen Hauch von Luxus in Form einer Matratze erleben durften. Und die glücklich waren, da sie wussten, dass es am nächsten Tag etwas zu Essen für sie und die Kinder gab – ohne Sorgen, hungrig einschlafen zu müssen. Die Kinder schrieben Briefe an ihre Pateneltern in Deutschland und bedankten sich auf diese Weise für die Hilfe in der Not. Wir verabschiedeten uns herzlich und setzen unsere Reise fort.

Nach zwei unglaublichen Tagen im Masaiti District führte unsere Reise durch eine fruchtbare Gegend mit viel Landwirtschaft im kleinen Stil und Verkaufsständen mit hübsch aufgetürmten Tomaten, Kürbissen, Kartoffeln, Bananen, Melonen und Zwiebeln entlang der Straße nach Kitwe, einer Industriestadt in den Copperbelts im Norden von Sambia. Hier leben weitere vier unserer Kinder. Alle vier sind Vollwaisen und leben im Haus ihrer Tante.

Selbstverständlich gab es auch hier wieder die Paten-Geschenke, Spielzeug und Kekse für alle. Schnappschüsse für die Paten wurden gemacht und weiter ging die Fahrt über eine Straße, die vor lauter Schlaglöchern nicht mehr als solche zu erkennen war, nach Solwezi, City of Dust: Hier ist alles mit einem zarten Orangeton überzogen – die Bäume, die Autos, die Verkaufsstände – einfach alles. Nach einer weiteren Rast in einer Lodge fuhren wir auf der neu geteerten Straße nach St. Kalemba – dem letzten Zielort unserer Reise.

Hier haben wir neun weitere AIDS-Waisenkinder zu versorgen. Für alle neun Patenkinder, die uns im letzten Jahr von Schwester Annie, der Kloster-Vorsteherin des kleinen Franziskanerinnen-Klosters in St. Kalemba, vorgestellt wurden, konnten im Laufe des Jahres 2013/14 Pateneltern gefunden werden. Die Kinder versammelten sich im Kloster. Stolz trugen sie die im letzten Jahr gekauften Schuluniformen und schrieben Dankesbriefe an die Pateneltern. Anschließend erfolgte auch hier wieder dieselbe Prozedur: Geschenke übergeben, Bilder machen und Zeugnisse fotografieren. Schließlich soll jeder Pate auch wissen, wie es seinem Kind geht, für das er oder sie die Verantwortung übernommen hat.

Da wir Anfragen aus Deutschland für weitere Patenschaften hatten, stellte uns Schwester Annie elf weitere AIDS-Waisenkinder vor. Diese Kinder leben unter schlimmsten Bedingungen bei Verwandten und haben nur durch die Unterstützung der Paten eine Chance, die Schule zu besuchen, da es in diesem Gebiet von Sambia an allem mangelt: Essen, Kleidung, Decken… und vor allem an Geld. Es gibt im Umkreis von 300 Kilometern keine Möglichkeit, Geld zu verdienen, da es keine Jobs gibt! Die Menschen leben von den kargen Erträgen der eigenen Landwirtschaft. Der Headmen teilt jeder Familie ein kleines Stück Land zur Bewirtschaftung zu. Das Land selbst ist Eigentum des Staates Sambia und darf nur unter bestimmten Bedingungen zugeteilt werden. Wir erklärten den Kindern, warum wir sie fotografieren wollten und es kam ein Strahlen in die ernsten Gesichter. Ein Funke von Hoffnung. Wir werden diese Hoffnung nicht enttäuschen – nicht für alles in der Welt. Als nächstes begutachteten wir den Baufortschritt der St. Kalemba Primary School. War im September 2013 noch ein Rohbau auf Fenster-Level vorhanden, so wurde im Laufe der Monate nun der Bau soweit fertig gestellt, dass nur noch die Fensterscheiben und die Türen fehlen. Schwester Annie berichtete stolz, dass noch in dieser Woche die Stromverbindung zum Generator der Klosteranlage fertig gestellt würde – denn Elektrizität gibt es in St. Kalemba nicht. Es müssen dann nur noch die Bänke und Tische, die Tafel und weiteres Schulequipment geliefert werden, die Toilettenhäuschen gebaut und die Wohnhäuser für die beiden Lehrer fertig gestellt werden. Dann kann der Schulbetrieb starten. Geplant ist, dass die Schule im April 2015 eingeweiht wird. Da wir zu diesem Zeitpunkt wieder in Sambia sind, haben wir also beste Chancen, diesem Ereignis beizuwohnen. Dann wird ein Traum Wirklichkeit werden – durch die Unterstützung der Spenden aus Deutschland. Vorausgesetzt, es finden sich weitere Spendengelder für diesen Zweck auf dem Vereinskonto.

Ein weiterer erfreulicher Aspekt ist der Fortschritt der Nähschule. Die Schneiderinnen haben mit den Stoffen, die wir im vergangenen Jahr mitgebracht hatten, Kinderkleider jeder Art und Form gefertigt. Richtig tolle Sachen haben die Frauen genäht und auch schon einige davon verkauft. So trägt auch dieses Projekt erste Früchte. Derzeit sind die Näherinnen dabei, Vorhänge für das neue Kinderkrankenhaus in St. Kalemba zu nähen. Richtig schick sehen sie aus – und vor allem bunt und fröhlich.

Auch ein Besuch beim Headmen in Kalemba Village stand in diesem Jahr auf dem Programm. Er bittet um Unterstützung für den Bau eines Brunnens im Dorf. Wir versprachen ihm, dass der Brunnen gebaut wird, sobald das Schulprojekt abgeschlossen ist. Er war überglücklich, denn es ist ein sehr weiter Weg, den die Dorfbewohner täglich zurücklegen müssen, um frisches Wasser zum Trinken und Kochen, zum Waschen und zum Gießen der Pflanzen zu holen. Der Headmen versicherte, dass ein großes Fest gefeiert wird, wenn der Brunnen fertig gestellt ist. Ein Ziegenbock wird wohl sein Leben geben müssen, um das Fest gebührend zu feiern.

In St. Kalemba lernten wir bereits beim ersten Besuch vor drei Jahren eine liebenswürdige Frau kennen. Ihr Lachen ist unglaublich herzlich und ansteckend. Wir schenkten ihr im vergangenen Jahr einige Kleidungsstücke für ihre fünf Enkel. Sie wohnt in einer einfachen Lehmhütte in Kalemba Village und ihr wertvollster Besitz ist ein grünes Kopftuch, das sie zu besonderen Anlässen trägt. Sie schenkte uns als Dankeschön zwei lebende Hähne, einem Sack voller Erdnüsse und getrocknete Cassava. Die Frau ist bettelarm und sie verschenkt das Wenige, das sie besitzt – einfach so! Wir nahmen die wunderschönen laut krähenden Hähne in Empfang. Selbstverständlich erhielt sie auch wieder Kleider und Lebensmittel für die Kinder.

Die beiden Hähne begleiteten uns noch ca. 1000 Kilometer. Wir gaben sie schließlich den beiden blinden Großmüttern unserer Waisenkinder Nelly und Faith im Blind-Center Ibenga. Auch hier war die Freude über diesen unerwarteten Familienzuwachs groß.

Nach knapp zwei Wochen Rundreise durch den Nordwesten von Sambia erreichen wir Lusaka zum Sonnenuntergang. Am darauffolgenden Tag fahren wir mit Freunden an den Lake Kariba – drei Stunden von Lusaka entfernt und in östlicher Richtung gelegen.

Hier hat ein Münchner Musiker im Jahre 1969 ein Stück Land erworben und eine traumhaft urige Lodge erbaut. Die „Sandy Beach Safari Lodge“ ist ein Paradies: kein Straßenlärm – nur Natur pur und sehr preisgünstig. Vom Bett aus hat man freie Sicht auf den blauen See, Wind streicht durch die Blätter der Kokospalmen, Kühe grasen am Strand, Enten und Puten laufen quer durch den Vorgarten und ab und zu schwimmen ein paar Flusspferde vorbei. Das Wasser ist glasklar und hat eine wunderbare Temperatur – hier ist das Schwimmen noch eine wahre Freude. Die Lodge ist ein echter Insider-Tipp. An der Eingangstür hängt ein Schild mit der Aufschrift „Freistaat Bayern“ – wer es nicht glaubt, kann sich gerne selbst davon überzeugen. Hermann the German berichtet gerne, wie es war, als er hier angekommen ist und mit der Rodung dieses Stückchens vom Paradies begann…

Der Lake Kariba ist über 200 Kilometer lang und endet an einer riesigen Staumauer. Der Sambesi speist den Staudamm, bevor er seinen weiteren Verlauf in den Indischen Ozean fortsetzt.

Unsere Sambia-Reise 2014 begann am 26. April und endete am 10. Mai 2014. Wir legten ca. 2.500 Kilometer zurück und jeder Tag war ein Abenteuer für sich. Unsere Freunde Elias und Bwalyah brachten uns sicher an jeden Ort, den wir besuchen wollten und wurden nicht müde uns bei der Suche nach unseren Patenkindern zu unterstützen. Ein herzliches Dankeschön gilt auch Wolfgang und Hildegard aus der Gossner Mission in Lusaka, die uns so unendlich freundlich aufgenommen haben.

Fazit: Sambia ist Emotion pur und alles gut! Nato Tela Zambia! See you again in 2015!

S.A.m.b.i.A. e. V.

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