- Projekte-Check
19. Juni 2024 (Mittwoch)
Anita Bartsch und Heike Schöne starten die Reise – wie immer – von Frankfurt/M aus. Wieder sind schwere Koffer dabei für Nützliches für die Menschen in St. Kalemba. Sommer in Deutschland – Winter in Sambia!
- Juni 2024 (Donnerstag)
Ankunft in Ndola Airport, Fahrt zur Unterkunft. Dort wartet bereits unser Student Trust, der wie immer die mitgebrachten Laptops von Labdoo konfiguriert, damit wir sie an unsere Studenten für Studienzwecke geben können.
- Juni 2024 (Freitag)
Geld tauschen, mobilen Router mit Sambia-Card aktivieren, Einkaufen für die nächsten Tage, Weiterfahrt nach Solwezi ( ca 4 Stunden)
Abends treffen wir unsere beiden Studenten Isaac und John, die im Berufsausbildungs-Zentrum SOTTI eine staatliche anerkannte Ausbildung zu Agrartechniker machen.
Wer nachschauen will: Im Internet unter „Solwezi Trades Trainings Institut“, kurz SOTTI, kann sich der interessierte Leser ein Bild über die Vielfältigkeit dieses Berufszentrums machen. Wir werden in Zukunft weitere unserer Patenkinder hier in unterschiedlichen Berufen ausbilden lassen.
Und kurz nach 18:00 Uhr werden wir auch schon gleich mit der aktuellen Realität in Sambia konfrontiert: Stromausfall. Alles dunkel – nur das Licht unserer Taschenlampe leuchtet uns durch die Nacht. Wasser: kein Tropfen kommt aus der Leitung. Das wird in den nächsten Tagen immer so sein. Und es ist unglaublich kalt – am Tag so ca 30 Grad Hitze und sobald die Sonne untergegangen ist: nur noch 6-7 Grad. Wie wenn ein Schalter umgelegt wird – ich habe noch nie so viel gefroren in Sambia wie bei dieser Reise. Winter in Sambia. Grrrrr
- Juni 2024 (Samstag)
Unsere Einkaufs-Orgie beginnt: Wäschetruhe und Smartphone für unseren neuen Studenten John. Wir begutachten die Unterkunft von John und Isaac bei SOTTI – alles sehr gut organisiert. Der überglückliche John bekommt sein Laptop – und nun ist alles für das Studium von unserer Seite erledigt.
Nun besichtigen wir noch das College for Teaching, in welchen unsere 3 Lehramts-Studenten untergebracht sind. Auch hier ist alles in bester Ordnung. Prima!
Und da wir nun ganz in der Nähe einer Sehenswürdigkeit in Solwezi sind, fahren wir zum Kifubwa National Monument – ein Archäologisches Museum in Freien ( ein ca 6 Meter langer Fußweg ) inmitten einer üppiger Natur, grandiose Höhlen in einer wunderbaren Flusslandschaft – und: uralte Höhlenmalereien. Ein Platz mit einer ganz besonderen Energie – so stelle ich mir den Garten Eden vor!
Zurück zur Gegenwart: wir kaufen Solarlampen für unsere 9 Nurse-Studenten ein, die bei dem Franziskaner Father Elias im sogenannten Kolbe-House untergebracht sind. Nun können die Kids aus bei Stromausfall lernen. Eine gute Investition.
Inzwischen ist auch Father Chomba aus dem weit entfernten Manyinga eingetroffen: Er wird uns auf dieser Reise als Fahrer und neuer Mitarbeiter in Sambia begleiten.
Mit Father Elias und besprechen wir das Tagesgeschäft. Er informiert uns, dass die Studenten sich vorbildlich verhalten und es keine Klagen gibt. Das freut mich von Herzen.
Abschließend treffen wir uns noch mit unseren 9 Studenten. Die haben sogar eine Agenda vorbereitet. Wir unterhalten uns über die Erfahrungen und Herausforderungen des Studiums und diskutieren Lösungsansätze – zum Beispiel über Nachhilfe-Unterricht in einigen Fächern. Diese „Extra Lessons“ werden ab dem nächsten Semester online vom College angeboten. Alle wollen mitmachen – das ist ein gutes Zeichen!
Ein langer Tag geht zu Ende – still und dunkel. Schnell unter die Bettdecke schlüpfen, denn die Kälte kommt schon wieder.
- Juni 2024 (Sonntag)
Da wir im Gästehaus des Bischofs von Solwezi übernachten ist es selbstverständlich, dass wir den Sonntags-Gottesdienst in der Kathedrale ( gleich nebenan) besuchen. Ein wunderbarer Chor singt – die Besucher tanzen und beten. Der Priester gibt sich mit der Predigt ganz besondere Mühe – es dauert ziemlich lange ;-)). Eine ganz besondere Atmosphäre ist hier zu spüren…. Andacht überkommt mich – und Dankbarkeit und Hoffnung und Zufriedenheit.
Nach unserem kargen Mittagessen (Käsebrot und die mitgebrachte geräucherte Würstchen mit Cola) machen wir einen Sonntags-Ausflug zu den nahe gelegenen Mutanda Falls – ein kleiner Wasserfall in traumhafter Umgebung.
Doch unser offizielles Tagesprogramm ist noch nicht zu Ende: Wir besuchen die St. Marys Special School – hier werden 6 unserer Patenkinder in der Gebärdensprache unterrichtet. 3 davon schreiben nun die Prüfungen in der 12. Abschluss-Klasse. Hoffentlich bestehen sie alle.
Abends haben wir nochmals ein Meeting mit unseren 9 Nursing-Studenten: wir besprechen das künftige Budget und die weitere Vorgehensweise mit den Zahlungen für das College, die Unterkunft, Essen, Transport und anderen College-Bedarf. Father Chomba notiert sich alles – denn er wird künftig das College-Projekt in Sambia in unserem Auftrag als Partner unserer Projektleiterin Ines Hoee leiten.
- Juni 2024 (Montag)
Unser erster Termin heute ist das Treffen mit Bischof Kasonde. Der Bischof möchte stets über alle unsere Aktivitäten unterrichtet werden und steht uns immer mit Rat und Tat zur Seite. So können wir auch bei dieser Reise seinen Land Cruiser wieder kostenlos nutzen – und Father Chomba wird uns fahren. Das ist eine wunderbare Fügung: denn der Father wird ja in Zukunft unsere Projekte in Sambia managen.
Zunächst öffnen wir die beiden Holz-Container, die Father Gerhard aus Deutschland gesendet hatte. (Pater Gerhard war viele Jahre in Sambia als Missionar tätig, hat unser „Domizil St Kalemba“ aufgebaut und wollte eigentlich seinen Lebensabend in Sambia vorbringen. Leider erkrankte er sehr schwer und musste kurzfristig wieder nach Deutschland zurück. Sein Nachlass soll allerdings in Sambia bleiben – und so öffneten wir gemeinsam die Container. Alle Gegenstände wechselten nun den Besitzer: eine Madonna, mehrere Kruzifixe, andere sakrale Gegenstände, 36 Büchertaschen, Kleidung und Schuhe für Bedürftige und vieles mehr.)
Am Nachmittag besuchten wir unsere 3 Patenkinder in Cheshire Homes – und es ist so herzerfrischend zu sehen, wie sie strahlen und es ihnen gut geht – trotz körperlicher Beeinträchtigungen.
Bevor die Dunkelheit wieder zuschlägt und der Strom ausfällt, kaufen wir noch Proviant für unsere Reise nach St. Kalemba ein. Schließlich wollen wir dort über eine Woche bleiben und sind Selbstversorger. Wir beladen in der Dämmerung noch unser Auto – denn wir wollen am nächsten Morgen früh starten.
Doch wir erwarten noch 2 Gäste: Unsere beiden Pharma-Studenten Cosmas und Given haben das Studium erfolgreich abgeschlossen und befinden sich nun auf dem Heimweg von Lusaka nach St. Kalemba. Sie machen einen Zwischenstopp in Solwezi, wir essen bei Dunkelheit und Handy-Taschenlampe zu Abend und die beiden berichten von ihren Studienerlebnissen an der Uni. Wie froh bin ich, dass es wieder zwei aus ärmsten Verhältnissen kommende junge Menschen geschafft haben, dem Hamsterrad der Armut zu entkommen und ein eigenständiges Leben zu führen.
- Juni 2024 (Dienstag)
Nach einer extrem kalten Nacht (wir wärmen uns die Hände an der heißen Teetasse und an den frisch abgekochten Eiern ;-)) tanken wir noch einmal auf, denn wir haben erfahren, dass es in St. Kalemba und Umgebung kein Benzin gibt. Die Benzinpreise sind unglaublich hoch – teurer als bei uns.
Wir begeben uns nun auf die ca 450 lange und total langweilige Fahrt nach St. Kalemba. Nur Buschland ringsum – ab und zu eine Ziege, die die Straße überquert oder ein paar neugierige Hühner. Gegenverkehr gibt es so gut wie keinen. Die einzige Abwechslung sind die Schlaglöcher, die Father Chomba kunstvoll zu umfahren versucht. Manchmal gelingt es ihm tatsächlich ;-)))
Wir machen noch einen Abstecher nach Kasempa. Dort im Multi-Disablility Center lebt unser Patenkind Likumbi. Wir haben sie schon längere Zeit nicht mehr gesehen und es ist uns wichtig zu erfahren, wie es ihr geht. Wir treffen sie an und besprechen mit der Schulleitung einige Verbesserungen. Likumbi weint, als wir sie wieder verlassen – vor Glück, dass wir sie besucht haben. Sie hat ja nur uns – und zu Hause einen brutalen Vater.
Weiter geht unsere Fahrt – und zum Glück gibt es auf der Strecke in Lufumbe noch Benzin – allerdings müssen wir warten, bis der nächste Tanklaster kommt. Wir stellen uns also an – und tatsächlich können wir nach einer längeren Wartezeit den Wagen volltanken.
Wir kommen in der Dunkelheit ín St Kalemba an, wo uns Father Vincent ( mit dem Schlüssel für unsere Unterkunft) bereits erwartet. Wir laden schnell alles aus, essen noch etwas und gehen sofort zu Bett, denn die Kälte kommt schon wieder unerbittlich. Wieso habe ich eigentlich keine Wollsocken und wärmere Kleidung mitgenommen?????? Kein warmes Wasser – also: gar kein Wasser erst mal.
- Juni 2024 (Mittwoch)
Wir wachen auf, die Sonne scheint durch das Fenster und es wird so langsam wärmer: Na also, geht doch!
Heute ist großes Meeting mit all unseren Partnern in St Kalemba: Father Vincent, Father Chomba, Brother Peter, Lehrer Jere und Brian Sianga. Wir besprechen die Aktivitäten für die nächsten Tage, denn alle Termine müssen gut vorbereitet werden. Dummerweise sind 2 nationale Feiertage dazwischen – daher ist ein guter Plan wichtig.
Es hat sich offenbar herumgesprochen, dass wir wieder vor Ort sind. Viele Menschen klopfen ständig bei uns an und bitten um Hilfe – junge und alte. „Sozialstation Anita“ frotzelt Heike.
Alle sind verzweifelt. Wir versuchen zu helfen was irgendwie möglich ist.
- Juni 2024 (Donnerstag)
Heute besuchen wir die Familien unserer „Sorgenkinder“. Unser Student Luhana hat das Studium nicht geschafft und sein weinender Vater bittet darum, seinem Sohn, seine ganz Hoffnung, in irgendeiner Weise zu helfen. Wir versuchen, eine Berufsausbildung bei SOTTI in Solwezi zu organisieren.
Dann ist da noch unsere Sarah, die in der 12. Abschlussklasse nun ein Baby bekommen hat und für 3 Monate zu Hause bleibt. Sie wird im Oktober das Examen schreiben – und sicher auch bestehen, denn sie hat sehr gute Noten.
Anschließend besuchen wir noch John, den wir vor einigen Monaten einen Rollstuhl gekauft haben. Er erkennt uns tatsächlich wieder – und es rührt zu Tränen wie sehr er sich freut, nicht mehr mur auf dem Boden liegen zu müssen, sondern aus der Perspektive im Rollstuhl die Welt zu erleben. Doch er friert so sehr, denn es wird so langsam wieder dämmerig. Daher kaufen wir noch schnell eine warme Wolldecke und bringen sie bei ihm vorbei. Die Dankbarkeit für diese Wolldecke ist unbeschreiblich. Ich schäme mich. Lange liege ich wach und überlege, wieso die Welt so ungerecht ist. Ich finde keine Antwort. Ich friere unter meiner warmen Wolldecke und denke an all die Menschen, die in den kalten zugigen Hütten auf dem blanken Boden liegen und fast nichts zum Zudecken haben. Ich weine mich in den Schlaf.
- Juni 2024 (Freitag)
Der Tag startet mit einem Termin beim zuständigen Health Office Management in Manyinga. Wir stellen uns vor und informieren den zuständigen Beamten, dass wir in Kalivingi einen Health Post in errichten wollen und was aus seiner Sicht alles zu beachten ist. Nach einer intensiven Diskussion sind wir uns über die nächsten Schritte einig. Das war ein weiteres wichtiges und erfolgreiches Meeting.
Heute ist schulfrei in Sambia, alle Schüler sind bei irgendwelchen Sportveranstaltungen (eine Art Bundesjugendspiele) und daher beschließen wir als Gäste an einem traditionellen Tanzwettbewerb der Makishi teilzunehmen. Die Makishi sind junge Männer – nicht erkennbar hinter traditionellen Masken und Gewändern verkleidet. Sie tanzen und bewegen sich im Takt der Trommeln bis zur Ekstase. Ein beeindruckendes Schauspiel. Wem die Darbietung gefallen hat der geht zum Tänzer und gibt ihm etwas Geld – unter dem Beifall der vielen Zuschauer. Das Spektakel dauert den ganzen Tag bis in der Dämmerung bis endlich der Sieger fest steht. Der arme Kerl kann sich vor Erschöpfung (und Alkohol??) nicht mehr gerade auf den Beinen halten und wird von seinen Freunden gestützt. Ein Tag voller neuer Erfahrungen geht seinem Ende entgegen…. und es wird schon wieder kalt ;-))))
- Juni 2024 (Samstag)
Der heutige Tag stellt eine weitere Herausforderung dar, denn wir wollen die Familien unserer Studenten besuchen. Die Kids sind ja noch im College. Sind alle tatsächlich so arm – oder kann die Großfamilie für die Ausbildung der Studenten finanziell mit unterstützen – das wollte ich herausfinden. Denn unser College-Projekt ist äußerst kostspieligsten – neben dem Schulfrühstücks-Projekt. Zum Glück weiß Brian, wo alle wohnen – und wir besuchen (unangemeldet) die Mama und die gelähmte Oma von Orrity, die Unterkunft von Memory, die als ältestes Kind ohne Eltern für die jüngeren Geschwister sorgen muss, die alte Oma von Mary, die Hütten von Given und Cosmas, von Priscilla und Carol, von Gift, Sombo, Anna, Felicitas, Kashinda: So traurig es auf der einen Seite auch ist: aber alle unsere Studenten stammen aus allerärmsten Verhältnissen und die Verantwortlichen in der Großfamilie sind so unendlich dankbar für die Unterstützung der Pateneltern und des Sambia-Vereins. Sie schenken uns – obwohl sie selbst nichts haben – Hühner und frisch geerntete Erdnüsse.
- Juni 2024 (Sonntag)
Lange ausschlafen bis die Sonne wieder wärmend durch das Fenster scheint – da kann auch mal eine Dusche mit kaltem Wasser vertragen. ;-)) Schließlich ist Sonntag – und wir wollen die Messe besuchen. Father Ernest gibt sich sehr viel Mühe – übersetzt die Luvale-Messe extra für uns in englischer Sprache – und entsprechend lange dauert der Gottesdienst. Wieder mit Chorgesang und Tanz und Fröhlichkeit. Es ist wie immer: man kennt inzwischen die Leute und fühlt sich zugehörig.
Am Nachmittag tagt das Bike-Komitee. Wir besprechen die Notwendigkeit, den Kindern und deren Erzieher nochmals eindringlich klar zu machen, dass diese Fahrräder nur für den Zweck vergeben wurden, damit die Kinder mit großem Interesse am Schulunterricht und einem einfachen Schulweg länger als 6 Kilometer den Unterricht besuchen können. Nach 2 Stunden Diskussion endet auch dieses Meeting für alle Beteiligten zufriedenstellend. Father Chomba schreibt das Protokoll – und so kann beim nächsten Termin die Diskussion wieder aufgenommen werden.
Heute Abend sind wir bei Father Vincent, Father Ernest und Brother Peter zum Abendessen eingeladen – ohne Strom und beim romantischen Licht von 3 Handy-Taschenlampen lassen wir es uns schmecken. Gegen die Kälte haben wir dicke Jacken an – so lässt es sich einigermaßen ertragen. Und mit einem Bierchen……
- Juli 2024 (Montag)
Am Morgen kommen die alten und bedürftigen Menschen zum Pfarrhaus, um die Lebensmittelrationen für die nächsten 4 Wochen zu erhalten. Dieses unser „Old-People-Feeding-Projekt“ ist eines meiner Herzensprojekte – denn diese alten und gebrechlichen Menschen sind auf uns angewiesen. Wir sind so unendlich dankbar, dass wir eine sehr großzügige Spenderfamilie haben, die es sich nicht nehmen lässt, jedes Jahr 12.000 € nur für dieses Projekt an uns zu spenden. Die alten Leutchen kommen teilweise aus bis zu 10 Kilometer Entfernung mühsam gelaufen, um etwas zu Essen zu bekommen. Es zerreißt mir jedes Mal das Herz, wenn ich diese unendliche Dankbarkeit erlebe. Die Ausgabe dauert fast zwei Stunden – und danach bekommen die Männer noch jeweils eine Kappe, die ich ihnen versprochen hatte. Die Frauen hatten damals die gestrickten Mützen von uns bekommen – diesmal sind die Jungs dran. Sie freuen sich wie Kinder. Unglaublich wie die alten Augen strahlen und funkeln.
Am Nachmittag fahren wir nach dem ca. 30 Kilometer entfernt liegenden Kabompo, der Kreishauptstadt im gleichnamigen Distrikt. Hier werden wir von meiner Freundin Grace erwartet und bekocht. Grace ist die Schwester des derzeit amtierenden Verteidigungsministers und hat ein wunderbar ausgebautes Helfer-Netzwerk. Sie tauscht sich auch gleich mit Father Chomba aus. Eine äußerst fruchtbare Begegnung – und ein wunderbarer Nachmittag mit dem Blick auf den Kabompo-Fluss – dem tiefsten Fluss in Afrika – mit den meisten Krokodilen (sagte man mir). Es wird nun schon wieder dunkel und kalt und wir schauen, dass wir so bald als möglich wieder nach Hause kommen, um Schutz vor der Kälte zu haben.
- Juli 2024 (Dienstag)
Heute ist Kalivingi-Tag! Wir fahren früh los, denn die 15 Kilometer lange Streck nach Kalivingi ist nicht einfach zu fahren. Ochsenkarren kommen entgegen oder versperren den Weg – Wasserlöcher und umgefallene Bäume müssen umfahren oder aus dem Weg geräumt werden. Doch endlich weitet sich die Landschaft und wir sehen die weite Fläche von Kalivingi, wo wir schon von unseren Kindern und der Dorfbevölkerung – allen voran dem Headman – erwartete werden.
Zunächst besichtigen wir die Baustelle des Kaliving Heath Posts. Der Rohbau ist bereits prächtig vorangeschritten und die Bauarbeiter (die ich ja inzwischen schon gut von anderen Baumaßnahmen her kenne) winken uns schon von weitem zu. Stolz präsentiert Lehrer Jere die einzelnen Bereiche für die Anmeldung und Untersuchung der Patienten. Danach treffen wir uns beim Schulzentrum am Shelter-Platz. Dort haben die Kinder einen Sketch vorbereitet, der zu Herzen geht: Ein Kind hat einen Unfall und muss jetzt sterben – wenn der Health Post dann eröffnet ist, wird dem Kind gleich vor Ort geholfen!
Denkt mal darüber nach – es ist so zu Herzen gehend.
Der Schulchor hat einige Lieder und Tänze einstudiert, die von unseren beiden Lehramts-Studenten Innocent und Webby choreographiert werden. Die beiden machen hier einen guten Job als Volontäre. Ich bin sehr stolz darauf…. Wieder zwei unserer Patenkinder, die nach dem erfolgreichen College-Abschluss sicher ihren Weg gehen werden.
Nun besuchen wir noch den Martins-Compound – unsere kleine Siedlung für unsere 8 Children Headed Families. Alle sind wohlauf und ich bin happy.
Am Nachmittag haben wir ein weiteres Meeting mit Brian und Father Chomba: wir checken die lange Namensliste unserer Patenkinder in St. Kalemba. Leider sind 3 unserer Kinder zu anderen Teilen der Großfamilien verzogen – und ich muss zu Hause die Pateneltern wieder informieren. Das ist immer sehr bedauerlich. Wenigstens hatten diese Kinder bis dahin eine gute Ausbildung erhalten.
- Juli 2024 (Mittwoch)
Der nächste Termin steht an: diesmal beim DEBS (untere Schulbehörde) in Manyinga. Mit dem Leiter besprechen wir die Unterstützung für unsere Studenten nach erfolgreichem Abschluss der Lehrer-Ausbildung am College. Schließlich sollen die jungen Menschen so bald wie möglich eine feste staatliche Anstellung erhalten, um dann eigenes Geld zu verdienen. Er verspricht seine Unterstützung (hoffentlich erinnert er sich daran).
Und er bittet uns, eine in der Nähe gelegene Schule zu besuchen, in der auch einige körperlich und geistig beeinträchtigte Kinder unter schwierigsten Bedingungen unterrichtet werden. Selbstverständlich sagen wir zu, diese Schule zu besuchen.
Unser nächster Tagespunkt ist der Besuch beim Manyinga Skill Trainings Center. Hier werden 2 unserer Patenkinder nach Abschluss der 12. Klasse als Elektriker und als Maurer ausgebildet. Wir machen uns ein Bild über die Ausbildung und die Performance von Roy und Clement. Das Center macht einen guten und kompetenten Eindruck. Wir können hier in Zukunft weitere Patenkinder zu Handwerkern ausbilden lassen.
Und nun besuchen wir die Frau, die 24 Waisenkinder aufgenommen hat. Man nennt sie hier: Angel of Manyinga. Immer wenn im Krankenhaus eine Mama stirbt und es keine Familienmitglieder gibt, die für die Babys sorgen können, bringen sie diese Babys zu ihr. Diese Frau hatte selbst 10 Kinder – 9 davon sind gestorben. Da hat sie geschworen: wenn die letzte Tochter überlebt, dann wird sie sich um Waisenkinder kümmern. Und das tut sie bis zum heutigen Tag – gemeinsam mit ihrer Tochter. Die Menschen von Manyinga bringen ihr manchmal etwas zu essen – aber die Not an diesem Platz ist unermesslich.
Und wieder ist ein Wunder geschehen: Familie Engel aus Deutschland hatte mir vor meiner Abreise zugesagt, wenn ich ganz besondere Not vorfände, würden sie 1000€ spenden. Nach Rücksprache mit Familie Engel darf dieses Geld für Matratzen, Decken, Betten und Lebensmittel für die nächsten 3 Monate für die Waisenkinder verwendet werden. Father Chomba ist dafür zuständig und wird alles daransetzten, dass diese Kinder eine menschenwürdige Perspektive haben werden. Und so entstand unser „Angel-Projekt“. Mehr dazu wird bald auf unserer Homepage zu lesen sein. Auf jeden Fall sind wir sofort zum Markt in Manyinga gefahren und haben Lebensmittel und Hygieneartikel gekauft – um die ärgste Not zu lindern.
Wir liegen in der Nacht wieder unter unseren kuscheligen Wolldecken – und diese Kinder haben nur ein paar Lumpen um sich gegen die Kälte zu schützen. Das ist alles so furchtbar und macht mich so wütend und traurig. Ihr versteht das sicher.
- Juli 2024 (Donnerstag)
Dieser Tag heute steht ganz unter dem Motto: Nachhilfe-Unterricht für unsere Patenkinder. Wir fahren also zur Kawanda-Secondary School ( unter Leitung von Brother Peter) und treffen uns dort auch mit den verantwortlichen Lehrern der Kaula Secondary-School zu einem gemeinsamen Meeting.
Doch zunächst begrüßen uns die 455 Kinder der Kawanda-School und bedanken sich für das Schulfrühstück, das sie jeden Tag erhalten. Sie sehen alle inzwischen so gesund und gut ernährt aus – es ist eine wahre Freude.
Beim Meeting erörtern die Verantwortlichen beider Schulen die Herausforderungen des Nachhilfe-Unterrichtes. Vor allem nehmen einige unseren Patenkindern nicht regelmäßig an diesem Zusatz-Unterricht teil. Wir erörtern die weitere Vorgehensweise. Wenn es im Februar 2025 die Jahreszeugnisse für 2024 gibt, werden wir nochmals jedes einzelne Ergebnis unserer Patenkinder analysieren und dann entscheiden, was im Einzelfall zu tun ist.
Dieses Projekt ist ein wichtiger Baustein in der Qualifizierung unserer Patenkinder. Und wir sind sehr dankbar, dass wir in beiden Schulen kompetente und interessierte Lehrer haben, die uns ehrlich und konsequent über die Vorkommnisse unterrichten.
Und auch über Schwangerschaften von Paten-Mädchen. Dieses wird eines unserer nächsten Themen sein. Es gibt auf jeden Fall Unterricht zum Thema „Verhütung“ an beiden Schulen.
Am Nachmittag besuchen wir noch die Kaula Primary School – denn wir wollen uns über den Baufortschritt des „Feeding Shelters“ (das die Faulbach-Schule finanziert) informieren. Auch hier finden wir alles in bester Ordnung.
Der Headteacher übergibt uns die offiziellen Rechnungsbelege. Und die nächste Phase – die Dachdeckerarbeiten, Einbau von Türen und Fenstern, Verputz und Bodenbelag kann gestartet werden. Das Beste daran ist, dass einige Eltern kostenlos helfen, sodass dieses Projekt ein gemeinsames Projekt der beiden Schulen ist. Wunderbar – so soll es sein!
Nun ist noch ein Thema offen: Besuch der Chilumba Primary School. Hier werden ja – wie uns der DEBS gesagt hatte – einige Kinder mit Beeinträchtigungen unterrichtet. Ein schockierendes Szenario. Wir müssen hier helfen – irgendwie. Das steht fest.
Und wieder bringen uns verzweifelte Mütter ihre Kinder mit körperlichen Beeinträchtigungen und bitten um Hilfe.
Ein Rollstuhl wäre so ein Luxus – auch das werden wir organisieren können – dank Father Chomba, der mir immer hilfreich zur Seite steht, berät und unterstützt.
- Juli 2024 (Freitag)
Am frühen Morgen besuche ich unsere beiden Näherinnen in unserer St. Kalemba Näh-Produktion. Die beiden taffen Frauen nähen nicht nur Schuluniformen für uns, sondern auch andere Kleidungsstücke. Mit Fr. Ernest, dem Leiter der Produktion, bespreche ich den künftigen Businessplan für die Produktion. Es geht bergauf mit diesem Projekt – dank vieler guter Player.
Der nächste Tagespunkt ist der Besuch der St. Josephs Primary School in Manyinga. Hier ist unser Father Chomba zu Hause – hier ist seine Pfarrei. Voller Stolz zeigt er uns die Privatschule, die durch Schulgebühren finanziert wird. Diese Schule platzt sprichwörtlich aus allen Nähten – es wird während der Woche sogar in der Kirche unterrichtet, in einer Outdoor-Schule, im Lehrerzimmer und in den wenigen vorhandenen Schulräumen. Diese Schule besuchen Kinder von der Vorschul-Klasse bis zur 6. Klasse – für die 7. Klasse ist kein Schulraum vorhanden. Daher müssen die Schüler nach Abschluss der 6.Klasse die Schule verlassen. Das ist ein untragbarer Zustand.
Daher sind wir dabei, einen Sponsor zu finden, der sich bereit erklärt, die Finanzierung eines weiteren Schulgebäudes zu übernehmen. Denn der Sambia-Verein hat leider nicht genug finanziellen Mittel ein solches Projekt (ca. 35.000 € ) zu stemmen. Außerdem wird ein Schulbrunnen benötigt und ein Schulgarten muss angelegt werden. Das alles ist die Vision von Father Chomba. Auch hier wollen wir helfen, so gut es eben geht.
Der nächste Tagespunkt heute ist der erneute Besuch beim „Angel von Manyinga“. Wir haben Lebensmittel und Hygieneartikel gekauft und bringen diese vorbei. Die Frau weint Freudentränen – ich bin wieder so beschämt, dass wir nicht mehr helfen können…….
Nun bleibt an diesem Tag nur noch eines zu tun: Wir haben einen Koffer voller First-Aid-Kits und zwei Blutdruck-Messgeräte erhalten und bringen diese nun zum Loloma-Hospital. Auch hier ist die Dankbarkeit unendlich…… ach!!!!!!!!!!!!!! Father Chomba lässt sich gleich mal den Blutdruck messen. Alles im grünen Bereich ;-)))
Am Abend besuchen uns Kerstin und Steffi. Beide sind Mitglieder im Sambia-Verein und haben Patenkinder bei uns. Vor einigen Jahren begleitete Kerstin mich nach St. Kalemba, weil sie auf der Suche nach einem eigenständigen Projekt ihrer Stiftung „Wald schafft Zukunft“ starten wollte. Das hat sie nun getan und kommt daher auch mehrfach nach Sambia, um vor Ort alles zu begutachten.
Auch Steffi hat inzwischen ein Projekt (Renovierung einer Schule) übernommen – und wie der Zufall es wollte – sind die beiden zeitgleich mit uns in St Kalemba und wir verbringen einen tollen Mädels-Abend unter Gleichgesinnten.
- Juli 2024 (Samstag)
Da denkst Du immer, Du hast schon alle Armut dieser Welt gesehen – und dann kommt es noch schlimmer:
Der Headteacher einer weiter entfernten Schule hatte mich gebeten, seine Schule zu besichtigen, weil er dringend Hilfe benötigt. Also fahren wir heute dorthin. Voller Entsetzen sehen wir ein baufälliges, mit Stroh bedecktes Gebäude ohne Außenmauern und mit Schulbänken darin. Das Dach ist undicht, die Kühe laufen in diesem „Gebäude“ herum und zertreten alles – sogar die Trennwand – die als Tafel verwendet wird – wurde mit den Hörnern zerstört. Wie soll hier Unterricht stattfinden??? Es gibt einen Brunnen und eine Art Unterstand für die Kinder, um bei Hitze und Regen einen Schutz zu haben. Der Ortsvorsteher bat so eindringlich um Hilfe….. die Gemeinde errichtete diese „Schule“ mit eigener Arbeitskraft und den Mitteln, die zur Verfügung standen. Das Schulamt zahlte lediglich die Schulmöbel und die Lehrer. Und nun suchen sie jemanden, der ein festes Schulgebäude finanziert, denn von staatlicher Seite ist nichts mehr zu erwarten.
Heute steht noch ein wichtiger Termin an: Der Besuch beim Chief Mutunda. (Das ist so eine Art Landrat) Wir stehen unter seinem Schutz und genießen seinen Respekt (Obwohl wir ja meistens als Frauengruppe vor Ort sind). Wir bitten um seine Unterstützung, damit der „St Kalemba Tailoring Shop“ starten kann. Er will sogar ein kleines Grundstück bei den Shops kostenlos überlassen, damit dort die selbst genähten Waren aus der Sewing-Produktion verkauft werden können.
Und dann habe ich noch einen sehr schweren Termin vor mir: Ein „Mitarbeiter-Gespräch“ mit Brian Sianga. Brian hat uns in den letzten Jahren zwar so gut es ging geholfen – aber mit der Zeit ist es ihm wohl zu viel Verantwortung gewesen. Wir sprechen uns aus und am Ende des Gespräches sind wir uns einig, dass Father Chomba der bessere Projektmanager für unsere Bedarfe ist. Brian wird uns im Bedarfsfall auch weiterhin unterstützen – das hat er mir zugesichert. Und so trennen wir uns in Freundschaft.
Am Abend waren wir wieder zu Gast bei Father Vincent. Diesmal kamen auch die benachbarten Franziskaner Nonnen dazu. Ein lustiger Abend, an dem die Deutsche Fußball-Mannschaft um den Sieg gegen Spanien kämpfte – und leider verlor. Alles Beten seitens der Pfarrer und Nonnen half nix….. Aber immerhin war Strom da, um das Fußballspiel im Pfarrhaus zu sehen. Und das Abendessen, das uns Brother Peter zubereitet hatte, konnten wir bei Licht einnehmen.
- Juli 2024 (Sonntag)
Abschied von St Kalemba – wie immer sehr emotional. So viel wäre noch zu erledigen gewesen – so viel wurde erreicht.
Nach dem Sonntags-Gottesdienst fahren wir los – wieder Richtung Solwezi. Diesmal gab es sogar Benzin in Lufumbe – welch ein Glück.
Gegen Abend erreichten wird dann wieder unser Domizil im Gästehaus des Bischofs. Kein Strom aber warmes Wasser zum Duschen. Welch ein Luxus. Aber gleich danach wieder ab ins Bett – denn die Nächte sind immer noch so kalt.
- Juli 2024 (Montag)
Gleich am Morgen haben wir erneut einen wichtigen Termin bei SOTTI – nämlich mit der Leiterin dieser Einrichtung. Eine sehr erfolgreiche Begegnung, denn sie informierte uns, dass wir auch Kinder nach Abschluss der 9. Klasse zur Berufsausbildung hier anmelden könnten….. Das alles muss im Februar 2025, wenn die Zeugnisse für alle unsere Kinder vorliegen, gut analysiert und geplant werden.
Nach einem kurzen Abstecher bei Father Elias (Er gibt uns die Original-Rechnungsbelege mit) machen wir uns wieder auf die Reise von Solwezi nach Ndola. Am Abend kommt Charles, unser Mitarbeiter aus Luanshya zu einem Meeting. Father Chomba, Charles und ich besprechen die künftige Zusammenarbeit der beiden im College-Projekt. Wir erarbeiten einen guten Plan, der ab dem kommenden Semester direkt umgesetzt werden wird.
- Juli 2024 (Dienstag)
Heute fahren wir zum Blind Center nach Ibenga. Dort wird auf dem Gelände der Low Learner School ein neues Schulhaus errichtet, das von einer Sponsorenfamilien (sie wollen nicht namentlich genannt werden) finanziert wird. Hier ist Lehrer Matthew der Ansprechpartner. Das Projekt sieht vor, neben dem Schulgebäude mit zwei Klassenzimmern und einem Lehrerbüro auch einen Brunnen, einen Schulgarten sowie einen Health Post (analog Kalivingi) zu errichten. Das ist der Plan. Doch zunächst begutachten wir den Rohbau. Sieht gut aus…. bald schon können die Kinder aus dem Blind Center, deren Familien kein Geld haben, um den Schulbesuch zu finanzieren, in einer richtigen Schule unterrichtet werden.
- Juli 2024 (Mittwoch)
Heute fliegen wir wieder zurück nach Deutschland. Father Chomba bringt uns zum Flughafen – und schon bald sind wir wieder zu Hause.
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Wir sind froh, unsere Familie wieder zu sehen – und traurig, dass wir Sambia verlassen mussten …… aber bald schon kommen wir zurück und machen dort weiter, wo wir diesmal aufgehört haben.
An dieser Stelle danke ich meiner Begleiterin Heike für ihr Durchhaltevermögen – denn es war für sie sicher nicht immer leicht, mich auf dieser Projekt-Reise zu begleiten. Sie hat mich umsorgt und umhegt. Danke dafür!
Herzliche Grüße rundum sendet
die dankbare Anita B.
–> Denn das alles könnte niemals in dieser Form so umgesetzt werden, wenn nicht so Viele mitmachen, an uns und unsere Arbeit vor Ort glauben und uns finanziell und mental unterstützen würden. We are Family!