Unsere siebte Sambiareise

20. Mai bis 04. Juni 2018

Bereits zum siebten Mal mache ich (Anita Bartsch) mich mit Mitgliedern und Freunden des Vereins auf die weite Reise nach Sambia. Es geht 7.000 Kilometer gen Süden und vor Ort weitere 2.400 Kilometer mit einem Jeep, den uns der Bischof von Solwezi kostenlos zur Verfügung gestellt hat, über teils holprige und teils inzwischen gut ausgebaute Straßen und Wege. Vorbei zieht die endlose sambische Buschlandschaft. Wir starten von Lusaka aus Richtung Kongo und Angola, über Ibenga, Städte im Copperbelt, übernachten in Solwezi und kommen schließlich an unserem Ziel an: die im Busch gelegene Missionsstation St. Kalemba.

Obwohl die Strecke immer dieselbe ist, erwarten uns jedes Jahr neue Überraschungen und Herausforderungen. Es gibt neue Begegnungen mit Menschen, die wertvoll und wichtig sind. So auch in diesem Jahr.

Doch lest selbst:

Sonntag, 20. Mai 2018

Wir fliegen von Frankfurt über Addis Abeba und Harare nach Lusaka. In diesem Jahr begleiten mich Beate (eine Lehrerin der Verbandschule Faulbach) und Sandra (unsere Facebookerin). Sechs große Koffer und sechs Handgepäckstücke sind bis zur Höchstgrenze bepackt – vor allem mit Geschenken für unsere Kinder und Freunde in Sambia.

Montag, 21. Mai 2018

Unser Freund Bwalyah holt uns in Lusaka vom Flughafen ab und fährt uns auch in diesem Jahr wieder zu unserer ersten Übernachtungs-Station: der Gossner Mission. Direkt nach dem Check-in fahren wir zur Orthopädischen Klinik John Paul II. um unseren Besuch für den kommenden Tag anzukündigen. Nach einem guten Abendessen und der Planung des nächsten Tages sind wir unendlich glücklich, diesen Teil der Reise geschafft zu haben. Wir trinken unser erstes Savanna, ein leckeres afrikanisches Cidre-Getränk, und krabbeln glücklich und müde unter das Moskitonetz.

Dienstag, 22. Mai 2018

Nach einem guten Frühstück bei Gossner holt uns Bwalyah super-pünktlich ab (ganz ungewöhnlich für sambische Verhältnisse), denn wir haben um 09:30 Uhr einen Besuchstermin beim Deutschen Botschafter in Sambia – Herrn Burkhard. Er kennt uns bereits aus dem letzten Jahr und ist sehr gespannt, was wir in der Zwischenzeit alles umgesetzt haben. Bei Tee und Kaffee lässt es sich gut unterhalten und Herr Burkhard freut sich sehr, dass wir von so vielen Erfolgen berichten können. Für unsere Weiterreise erhalten wir erneut wertvolle Tipps. Nach einem offiziellen Foto-Shooting verlassen wir die Botschaft und fahren zur Orthopädischen Klinik.

In der Klinik geben wir das mitgebrachte Spielzeug (Lego und Duplo-Bausteine, Barbie-Puppen, Puzzles und andere Spielsachen) den behinderten Kindern. Die Freude ist unglaublich groß – man kann es kaum mit Worten beschreiben. Das werden wir beibehalten: Bausteine und Puppen für die kleinen Patienten mitnehmen!

In einer Werkstatt des Krankenhauses werden für die Patienten orthopädische Prothesen hergestellt. Die Prothesen sind ein einfacher Gipsabdruck, der eine zusätzliche Kunststoffummantelung erhält. Der Leiter der Werkstatt sagt uns, dass er viel mehr Gehhilfen herstellen könnte, wenn er das notwendige Material dazu hätte. Er bittet uns um Unterstützung – das werden wir in einer unserer nächsten Vorstandssitzungen besprechen.

Wir treffen auch auf Davy – eines unserer AIDS-Waisenkinder. Er wurde im Krankenhaus behandelt und hat hier sein neues Zuhause gefunden. Davy hilft eifrig in der Werkstatt mit und wird nach seinem Schulabschluss hier eine berufliche Ausbildung erhalten. Wieder wird eines unserer Kinder seinen eigenen Weg gehen können – dank der Unterstützung aus Deutschland.

Nach dem Besuch der Klinik verlassen wir Lusaka in Richtung Ibenga – unserer nächsten Station. In Ibenga übernachten wir im Kloster der Franziskanerinnen und genießen die allumfassende Fürsorge der Nonnen.

Mittwoch, den 23. Mai 2018

Um 6:00 Uhr findet der Gottesdienst in der Klosterkirche statt. Es ist immer sehr beeindruckend, den Tag mit dieser Art der Meditation zu beginnen. Der vielstimmige Gesang der Nonnen, die afrikanischen Musikinstrumente und der Sonnenaufgang in Sambia – das macht das Herz weit und frei.

Nach dem Frühstück begleitet uns Schwester Doreen, die Leiterin des Klosters, zu unserer ersten Station: Wir besuchen Precious (ein weiteres Patenkind) in der Primary-School in Ibenga. Die Schule ist so ziemlich das armseligste, das wir bisher gesehen haben. Daher beschließen wir, dass Precious ab sofort die Schule wechselt und die besser geführte St. Theresa‘s School besucht. Danach fahren wir zu einer weiteren Schule und sehen nach „meinem“ Patensohn Trust. Er ist nun schon ein großer, schlaksiger Junge und sieht mit seiner Schuluniform richtig gut aus. Mit Stolz und Dankbarkeit im Herzen fahren wir nun zur St. Theresa‘s Primary and Secondary-School um weitere Patenkinder zu besuchen.

Wir treffen hier auf Faith, Faithful, Mwandwe, Charity, Joseph, Abram, Elizabeth und auf die kleine Anita. In einem Gespräch mit der Rektorin erfahren wir, dass alle unsere Kinder in die nächsthöhere Klasse versetzt wurden. Drei Kinder besuchen nun bereits die 12. Klasse der Secondary School und sind am Ende dieses Jahres fertig. Wir erhalten die Zeugnisse und bedanken uns bei der freundlichen und hilfsbereiten Rektorin.

Unsere nächste Station ist die ca. 50 Kilometer entfernte Stadt Luanshya. Dort lebt unser „ehemaliges“ Patenkind Charles. Er ist in der Zwischenzeit im Management einer Armenschule angestellt und verdient sein eigenes Geld. Charles zeigt uns einen Wholesaler, bei dem die Waren wesentlich günstiger sind als im Supermarkt. Hier kaufen wir die Lebensmittel für die 50 armen Familien im Blind-Center von Ibenga: „lots of“ Salz, Zucker, Cooking Oil, Vaseline, Seife und natürlich die obligatorischen Lutscher. Voll beladen fahren wir zurück zum Ibenga Blind Center.

Die blinden Menschen und ihre Familien wurden zwischenzeitlich umgesiedelt, da das bisherige Wohngebiet wegen eines neuen Staudamms geflutet wird. Die Regierung baute 55 neue Steinhütten für die Familien. Nun sind sie noch ärmer dran, denn das gewohnte Umfeld fehlt und die Flächen, auf denen sie vorher etwas Mais oder Rohrzucker anbauen konnten, sind verschwunden. Die neue Fläche muss für den Anbau erst wieder gerodet werden. Daher freuen sich die Bewohner, dass es wieder eine Warenladung voller Lebensmittel gibt. Jede Familie erhält eine (gesponserte) Tragetasche mit dem wertvollen Inhalt. Wieder einige Tage Essen für die hungrigen Mägen.

Inzwischen ist es bereits 18:00 Uhr und stockdunkel. Der Mond ist fast voll und spendet ein silbernes Licht. Zum Glück haben wir uns Savanna gekauft, denn wir sitzen noch lange und tauschen unsere Empfindungen nach diesem ereignisreichen Tag aus. Must be!

Donnerstag, 24. Mai 2018

Um 6:30 Uhr ist Morning Prayer im Kloster. Schlaftrunken und voller Glück im Herzen nehmen wir teil und starten geistig gestärkt nach dem Frühstück in den Tag. Heute wollen wir unbedingt drei unserer Patenkinder besuchen, die von Ibenga in den Busch gezogen sind. Bwalyah hat eine Art „Führerin“ organisiert, die den Ort kennt, an dem die Kinder nun leben und zur Schule gehen. (Wenn wir gewusst hätten, was da auf uns zukommt, hätten wir diesen Plan wohl nicht umgesetzt!)

Wir starten unsere Fahrt ins Unbekannte über Pisten und Pfade, die schier unpassierbar scheinen. Die tiefe der Wasserlöcher, die wir durchqueren müssen, kann man nur schätzen. Im Jeep werden wir hin und her geschleudert. Zum Glück haben wir einen sehr guten und sicheren Fahrer – aber auch ihm steht der Schweiß auf der Stirn. Für die ca. 70 Kilometer bis zu dem Dorf, in dem die Oma mit den drei Kindern lebt, brauchen wir vier Stunden. Als wir aussteigen erfahren wir, dass die Kinder noch in der ca. sieben Kilometer entfernten Schule sind. Die Höllenfahrt über holprige Buschpfade geht also weiter…

Zum Glück kommen uns die drei Mädels bereits entgegen und wir müssen nicht die gesamte Strecke fahren. Das Wiedersehen mit Queen, Abigail und Given entschädigt uns für die Strapazen, die wir auf uns genommen haben, um die Kinder im Buschland zu besuchen.

Die Großmutter bittet uns, den Mädchen Fahrräder für den langen Schulweg zu kaufen. Das Gelände ist für Fahrräder jedoch völlig ungeeignet – vor allem für kleine Mädchen. Wir diskutieren daher mit der Großmutter, ob es nicht besser wäre, wenn die Mädchen in die Boarding-School von St. Theresa‘s wechseln. Sie möchte es sich überlegen. Das Schulgeld übergeben wir direkt an die Oma und verzichten aus den bereits erwähnten Gründen auf das Gespräch mit den Lehrern. Und dann beginnt die Rückfahrt – die nicht besser ist als die Anreise.

Als wir wieder im Kloster ankommen ist es bereits stockdunkel. Wir duschen unseren Angstschweiß mit warmen Wasser ab, genießen das Abendessen, das uns die Nonnen bereitet haben, und lassen den Tag mit Savanna ausklingen … manchmal muss das einfach sein!

Freitag, 25. Mai 2018

Heute wechseln wir Jeep und Fahrer. Bwalyah fährt mit unserem privat bezahlten Mietwagen zurück nach Lusaka und wir fahren nun weiter mit dem Jeep der Diözese Solwezi und dem Fahrer des Bischofs – Brian Kasonde. Wir bedanken uns bei den Franziskanerinnen für die unglaubliche Gastfreundschaft und starten Richtung Kitwe (ca. 80 Kilometer).

Dort kaufen wir auf dem Markt das versprochene Solarpanel für den Chief von St. Kalemba sowie eine große Zahl an Chitenges (afrikanische Wickelschürzen) und Kleidung für unsere Patenkinder. Der Jeep ist jetzt so voll, dass gerade noch genug Platz für Sandra und Beate ist.

Wir fahren nun durch das Copperbelt-Gebiet mit den Kupferminen und Erdhügeln Richtung Solwezi. Dieses ist der schwierigste Teil der Reise, da die Solwezi Road noch nicht ganz ausgebaut ist. Aber gegen unsere gestrige Strecke durch den Busch ein Kinderspiel.

Wir schaffen es tatsächlich noch bei Tageslicht in Solwezi anzukommen. Im Gästehaus des Bischofs sind schon Zimmer für uns gebucht und wir checken für die nächsten drei Tage hier ein. Brenda, eine Freundin, hat uns zum selbst gekochten Abendessen bei sich zu Hause eingeladen. Und so haben wir heute mal einen richtig coolen Mädelsabend. Danach krabbeln wir wieder unter unsere Moskitonetze und schlafen glücklich ein.

Samstag, 26. Mai 2018

Brian hat uns verraten, dass heute in der großen Kirche eine sambische Hochzeit stattfindet. Das wollen wir uns nicht entgehen lassen. Wir kommen gerade noch rechtzeitig um die Ankunft der Gäste und des Brautpaares zu sehen. Das Gotteshaus ist voller tanzender, klatschender und singender Menschen und die Überraschung: unser Fahrer Brian dirigiert den Kirchenchor – und das mit aller Leidenschaft. WOW!

Nach der Hochzeitsfeier fahren wir zur Taubstummen-Schule um zwei weitere unserer Kinder, Kahuma und Webby, zu besuchen. Auch hier ist die Freude wieder riesengroß als mich die beiden großen Jungs erkennen. Wir verteilen wieder mal Lutscher an alle und kaufen im Anschluss von dem mitgegebenen Patengeld Kleidung und Schuhe für die Jungs, Fußbälle für alle und für die größeren Mädchen gibt es Chitenges. So sind alle glücklich und auch wir haben mal wieder dieses Hochgefühl hier direkt etwas zu bewirken. Und dann lernen wir noch „Danke“ in der Taubstummen-Sprache zu sagen.

Nach einem sparsamen Mittagessen sind wir zur „Kitchen-Party“ des Brautpaares eingeladen. Schwester Pauline fährt uns und wir erleben dann die eigentliche Hochzeitszeremonie mit viel Gesang, Trommeln, Klatschen und Tanz. Und die beiden Verwandtschaften sind noch dabei, hart über die Höhe der Brautsumme zu verhandeln, sehr spannend das alles.

Am Abend treffen wir uns wieder mit Brenda und deren Freundin Louise, gehen zum Abendessen in ein indisches Lokal und danach in den Night Club von Solwezi. Auch das gibt es und ich erlebe es zum ersten Mal.

Sonntag, 27. Mai 2018

Der Tag beginnt mit einer Dusche mit warmem Wasser und mal endlich etwas Zeit für sich. Um 10:00 Uhr ist Festtagsgottesdienst und auch heute ist die Kirche wieder rappelvoll. Kein Wunder – es ist hoher Besuch da – ein Minister mit seiner Delegation besucht heute Solwezi. Brian dirigiert wieder sehr professionell den Chor und im Anschluss spricht der Minister zu allen: über Bildung und zur Schule gehen. Er stammt aus dieser Gegend und durch Fleiß und Lernen hat er es bis zum Minister in die Regierung in Lusaka geschafft. Er appelliert an die Eltern die Kinder nicht zur Arbeit aufs Feld, sondern zur Schule zu schicken – er spricht mir aus dem Herzen. Es ergibt sich sogar die Gelegenheit für ein persönliches Gespräch mit ihm. Der Minister gibt mir seine Business-Card und bittet um einen Besuch in seinem Office in Lusaka, da er sehr daran interessiert ist mehr über unsere Aktivitäten in Sambia zu erfahren.

Unser nächster Programmpunkt heute ist Chesha-Home – ein Heim für Behinderte. Hier leben zwei unserer Waisenkinder: Likumbi und Sarah. Wir treffen beide bei bester Gesundheit und in gutem Zustand an. Die beiden freuen sich total über die mitgebrachten Patengeschenke und alle anderen Kinder über die Lutscher und Süßigkeiten. Wieder zwei Kinder, die wir gesehen haben: So langsam wird unsere „Kinder gesehen“-Liste befüllt.

Am Nachmittag gönnen wir uns etwas Freizeit: wir fahren zu den Höhlenzeichnungen bei Solwezi. Hier haben vor unendlich langer Zeit Höhlenmenschen gelebt und sich in den Steinen der Höhlen ein Denkmal gesetzt. Sehr beeindruckend. Danach machen wir noch Rast am Mitukutuku (Fluss) – ein herrlicher Platz auf Erden.

Zum Abendessen sind wir heute bei den Franziskanerinnen eingeladen und treffen hier auch auf Schwester Chianci, der Chefin im Kloster in St. Kalemba. Wir besprechen die Pläne für den nächsten Tag und krabbeln mal wieder voller Gedanken und Nachwirkungen zu dem Erlebten unter unser Moskitonetz.

Montag, 28. Mai 2018

Frühstück und Besuch bei Bischof Kasonde steht zunächst auf unserem Tagesprogramm. Der Bischof ist „very much amused“ von unseren Aktivitäten hier in Sambia und verspricht, dass wir auch weiterhin seinen Fahrer und einen Jeep für unsere Reisen von ihm erhalten. Na, das ist doch ein Wort! Auf meine Frage, ob er eine Idee habe wo man die Jugendlichen aus der Taubstummen-Schule nach dem Schulabschluss beschäftigen können, informierte er uns, dass er dabei ist eine Behindertenwerkstatt in Solwezi aufzubauen – WOW! Schon wieder ein Wunder. Hier können dann unsere beiden Waisenkinder und auch alle anderen eine sinnvolle Beschäftigung erhalten. Dieser Bischof ist wirklich klasse!

Und jetzt geht es zunächst zur Bank und dann zum Shoppen! Wir kaufen: Unmengen an Lebensmittel für die Armen in St. Kalemba, 65 Paar Schulschule für unsere Kinder, Schultaschen und Geschenke für unsere Kinder. Und dann fahren wir zu „Bookworld“ um die Unmengen an Schulbüchern für die Kaula Primary School zu kaufen. Da im Inneren unseres Jeeps ja bekannter Weise kein Platz mehr ist, muss das alles auf dem Dach verstaut werden. Brian gibt alles und schließlich sind alle Pakete sicher festgezurrt und wir drapieren uns zwischen Pakten, Taschen, Koffern, Getränken und Lebensmitteln auf den Rücksitzen des Jeeps ein – denn wir haben ja auch noch Schwester Chianci als neuen Fahrgast bis nach St. Kalemba mitzunehmen.

Wir tanken nochmals voll und starten dann gegen 16:00 Uhr Richtung St. Kalemba – 480 Kilometer durch die Dämmerung und ab 18:00 Uhr durch die Vollmond-Nacht – auf einer einsamen Straße ohne Abwechslung, außer ein paar Schlaglöchern. Um diese Zeit ist es tagsüber an die 28 °C warm und abends etwa 6 °C kühl. Es zieht im Jeep, aber wir wickeln uns in unsere Chitenges und so überstehen wir auch diese Fahrt und kommen heil und froh in St. Kalemba an.

Wir laden den Jeep noch aus und dann liege ich wieder in „meinem“ Bett, in meinem Zimmer unter meinem Moskitonetz in meinem Raum im Kloster von St. Kalemba – feeling like coming home!

Dienstag, 29. Mai 2018

7:30 Uhr Morning Prayer, das erste Mal mit dem neuen Diakon Anton. Es sind noch zwei weitere Mönche da: Brother Peter und Brother Howard. Father Richard ist nicht mehr in St. Kalemba, denn auch die Pfarrer wechseln nach einer bestimmten Zeit den Einsatzort. Neu wird dann Father Vincent die Pfarrei übernehmen und somit unser neuer Ansprechpartner vor Ort sein, neben den Franziskanerinnen im Kloster nebenan. Nach dem Frühstück besprechen wir unsere Pläne.

In der Zwischenzeit kommt auch Brian Sianga, unser Vereinsmitglied vor Ort in St. Kalemba, vorbei und hilft uns: Wir sortieren die mitgebrachten Schulbücher, stempeln sie mit unserem „Donatet by Sambia e. V. Germany“-Stempel und verpacken die Bücher wieder für den Transport zur Kaula Primary School.

Heute ist die große Feier zur Schulpartnerschaft und Übergabe der Schulbücher. Doch es vergeht wieder viel „sambian time“, bis wir die gekauften Lutscher für die Kinder finden und endlich starten können. Was uns jetzt erwartet sucht seinesgleichen: Auf dem Schulgelände im Freien steht ein Sofa, davor ein Tisch mit bunter Wachstuchdecke und Trockenblumengesteck. Rings um stehen Bänke und darauf sitzen die ca. 700 Schülerinnen und Schüler der Kaula-Schule. Die Headmen und Ihre Frauen sitzen ebenfalls in einer Reihe und natürlich alle Lehrerinnen und Lehrer. Sandra, Beate und ich müssen sich auf das Sofa setzen neben den offiziellen Vertreter des regionalen Schulministeriums und dem neuen Schuldirektor.

Zunächst hat der Schulchor seinen sensationellen Auftritt – dann erfolgen die Ansprache des Rektors und meine Rede. Ich stelle meine beiden Mitreisenden vor und die Vision, dass die Schüler der Kaula-Schule in Zukunft die am besten ausgebildeten Schüler in der ganzen Provinz sind. Danach trägt der Schülersprecher noch eine tolle Rede der Dankbarkeit vor und dann wird noch mehr gesungen und getanzt und wir sitzen zu dritt auf unserem Sofa unter der heißen Sonne von Sambia und ich könnte heulen vor Glück (ich tue es auch hinter meiner Sonnenbrille versteckt).

Und endlich ist es soweit: Es erfolgt die Unterzeichnung der Dokumentation zur Schulpartnerschaft zwischen der Verbandsschule Faulbach in Deutschland und der Kaula Primary School in Sambia. Beate als offizielle Vertreterin der Faulbacher Schule hält nun die nächste Rede und informiert über die Aktivitäten in der Zukunft. Donnernder Applaus ist die Reaktion.

Im Anschluss zeigen wir die mitgebrachten Schulbücher und alle Kinder und Lehrer jubeln, denn endlich haben sie Schulbücher zum Lernen.

Wir verteilen unsere vielen Lutscher an die vielen Kinder und besprechen im Anschluss die Verwaltung der Schulbücher mit den zuständigen Lehrern.

In einem der Klassenräume haben sie ein tolles afrikanisches Mittagessen für die Feierstunde gekocht und wir genießen dieses Essen und die Gastfreundschaft und Dankbarkeit dieser Menschen, die nichts haben und so viel geben. Es gibt Nshima und Reis, Gemüse, Süßkartoffeln, normale Kartoffeln, Buschfood, Chicken und danach einen Kuchen als Nachtisch. WOW!

Danach teilen wir uns auf, denn es gibt noch so viel zu tun: Beate und ‚“unser Brian“ bleiben bei der Schule um die Details zu besprechen. Der Fahrer Brian, Sandra und ich fahren zum zuständigen Headmen, um ihn zu begrüßen. Danach fahren wir zum regionalen Chief um einen Besuchstermin zu vereinbaren. Es wird schon wieder 18:00 Uhr und gleich dunkel.

Im Kloster wartet ein üppiges Abendessen auf uns (nach den Tagen mit Schmalhans als Küchenmeister ist das alles fast zu viel). Die drei Brüder aus dem Pfarrhaus sind auch eingeladen und es wird ein lustiger Abend mit viel Gelächter und Gesprächen. Wir sprechen die Pläne für den nächsten Tag durch und dann wird es wieder still im Kloster. So still, dass man den Wind hören kann und all die Geräusche da draußen im Busch sind greifbar nahe. Wunderbar friedvolles St. Kalemba. Das Glück unter unseren Moskitonetzen ist spürbar.

Mittwoch, 30. Mai 2018

Morning Pryer again, Frühstück und dann startet ein weiterer Tag voller Aktivitäten. Um 8:00 Uhr kommen einige unserer Waisenkinder für einen ersten Fototermin, bevor sie zur Schule gehen.

9:00 Uhr: Termin beim Chief mit Übergabe des versprochenen Solarpanels. Unsere beiden Brians knien sich voll Respekt an der Eingangstür zum Innenhof nieder und wir machen es ihnen nach. Die Stühle im Hof des „Palastes“ sind schon aufgestellt und die Zeremonie kann beginnen. Wir überreichen das Panel und als Gegengeschenk erhalten wir einen Zentner frisch geernteter Erdnüsse; denn es ist Zeit der Erdnussernte. Das ist eine besondere Wertschätzung. Der Chief bedankt sich bei uns für alles was wir für seine Leute hier tun und lädt uns für das Feuerfest im Juni ein. Leider sind wir da nicht mehr hier – aber vielleicht klappt es im nächsten Jahr.

Um 10:00 Uhr findet die Feier zur Eröffnung unserer Nähschule statt. Auch das ist wieder ein Wechselbad der Gefühle: 95 Frauen und Männer singen und tanzen voller Dankbarkeit, dass wir es ihnen ermöglichen einen Beruf zu erlernen. Sie zeigen voller Stolz die geschneiderten Schürzen und Röcke und sind so unendlich glücklich dabei. Ohne Worte! Ich erkläre ihnen, dass sie sich für ein geringes Geld Nähmaschinen bei uns kaufen können, wenn sie sich selbständig machen wollen und der Jubel kennt keine Grenzen.
Lilian ist Tailor-Coach und unterrichtet in drei Zeitschichten. Alle sind sehr zufrieden mit ihr und das ist wunderbar. Lilian zeigt uns auch die Pullover und Pullunder, die sie auf der Strickmaschine gefertigt haben. Auch diese können in der kalten Jahreszeit für die Schuluniformen verwendet werden. Und ich bekomme einen Sambia-Schal mit meinem eingestickten Namen geschenkt. Ich bin mal wieder so ergriffen.

Nun besuchen wir unsere Kinder in der Pre-School, deren Bau wir mit Vereinsmitteln finanziert haben. Die Kinder sind eifrig am Lernen. Es ist ein so wunderbares Bild, die Kleinen so gut in Uniformen gekleidet und wohlgenährt hier im Busch zu sehen. Ein Wunder! Beate und Sandra können sich gar nicht losreißen – aber im Krankenhaus warten schon die AIDS-Kinder aus dem Projekt von Annette.

Annette sammelt in ihrer Praxis Geld für die Ernährung dieser Kinder und hat es geschafft, dass die Kinder dank dieser kontinuierlichen Zuwendung nun sehr gut ernährt aussehen – ganz anders war das bei unserer letzten Reise im September 2017. Die Kinder sahen krank aus und waren total unterentwickelt und hungrig. „Ein weiteres Wunder“. Als Dankeschön bekomme ich einen stolzen Hahn geschenkt – eine hohe Wertschätzung in Sambia. Das ist der erste von fünf! Ich überlege, ob ich eine Hühnerfarm in St. Kalemba eröffne…

Und weiter geht es im Programm: Im Meeting-Point (offene Rundhütte mit Strohdach) warten schon die Alten und Armen aus der Umgebung. Wir haben die Lebensmitteltaschen vorbereitet und verteilen diese an die 30 ärmsten Familien. Bei diesen Familien leben nur noch die Alten und die Kinder oder Jugendlichen. Die mittlere Generation ist gestorben oder verschwunden. Niemand sorgt für diese Menschen – außer die Schwestern und den Brüdern hier in St. Kalemba. Die praktizieren wirkliche Nächstenliebe, ganz so wie sie sein soll. Auch die Alten bedanken sich für die Lebensmittel und Kleidungsstücke, für die Mützen und Schirme, auf die sie sich jetzt stützen können. Danach gibt es für die Alten ein warmes Mittagessen, das die Schwestern vorbereitet haben. Auch hier wieder Dankbarkeit ohne Grenzen und ein Funken Hoffnung im Blick.

Nun erleben wir eine weitere Überraschung: Beim Besuch im letzten Jahr trafen wir die dreijährige Dezzy. Sie hatte ein verkrüppeltes Beinchen und konnte nicht laufen. Der Sambia-Verein hat das Geld für Transport und Operation bezahlt und nun kann Dezzy wieder laufen. Zwar mit einer Prothese (gefertigt in der Orthopädischen Klinik in Lusaka) aber immerhin. Sie sieht so glücklich aus und die Großmutter schenkt mir Hahn Nr. 2 an diesem Tag.

Und jetzt kommt das nächste Highlight an diesem Tag: Alle unsere AIDS-Waisenkinder und die Kinder der Pre-School haben ebenfalls ein großes Fest vorbereitet. Nach einem warmen und reichhaltigen Mittagessen (wir hatten ja alles dazu in Solwezi eingekauft) singen und tanzen die Kinder voller Freude. Es wird wieder der obligatorische Begrüßungskuchen von uns angeschnitten und jedes Kind erhält ein Stückchen davon. Das schreibt der Brauch so vor. Wenn man diese Menge an Kindern sieht, das Glück in ihren Augen liest und die Freude, die Schule besuchen zu dürfen – dann findet man keine Worte mehr, um dieses Gefühl zu beschreiben, das einem da überfällt. Das gibt die Motivation und Kraft, alles dafür zu tun, damit diese Kinder nicht enttäuscht werden.

Die Dämmerung beginnt schon langsam als das Fest zu Ende ist und wir haben immer noch Programm: Wir besuchen einige unserer neuen Patenkinder zu Hausen in den Hütten wo sie leben. Nach diesem anstrengenden Tag voller Glückseligkeit krabbeln wir mal wieder unter unsere Moskitonetze und schlafen den Schlaf der Gerechten.

Donnerstag, 31. Mai 2018

Morning Prayer – wird schon zum „must have“. Heute besuchen wir die Milemba-Schule. Auch hier gehen einige unserer Waisenkinder zur Schule. Die Milemba-Schule ist kleiner als die Kaula-Schule und es sind hier noch bescheidenere Zustände. Die Mauer eines der Klassenzimmer ist eingefallen und in der Regenzeit regnet es rein. Das Dach der Outdoorschule ist baufällig (das Stroh müsste erneuert werden) und die Kinder hier sehen aus als hätten sie schon seit Tagen nichts mehr zu essen bekommen. Trotzdem lachen sie und singen uns ein Willkommenslied. Wir verteilen wieder Süßigkeiten und sprechen mit der Rektorin was alles benötigt wird. Auch hier gibt es weder Bücher noch sonstige Schreibsachen. Mal sehen…!

Wir besuchen weitere Kinder zu Hause und machen Bilder für die Pateneltern. Die alleinerziehenden Mütter oder Omas, Onkel und Tanten geben uns jeweils Schüsseln mit Erdnüssen als Dankeschön für die Pateneltern mit. Außerdem bekommen wir einen weiteren Hahn und einen Sack mit Erdnüssen vom Headmen geschenkt. Oh Gott, wir haben auf der Rückreise mehr Belastung in den Koffern als bei der Ankunft.

Die Dämmerung beginnt schon wieder und wir haben den nächsten Programmpunkt: Brian hat alle unsere Waisenkinder in den Klostergarten bestellt, damit wir die mitgebrachten Geschenke übergeben und Bilder machen können. Es sind inzwischen 70 Kinder, die wir hier in St. Kalemba betreuen. Und es ist unser Anspruch jedes Kind persönlich zu kennen und zu wissen wo und bei wem es wohnt. Das hat diesmal noch sehr gut geklappt. Glücklich und dankbar gehen die Kinder wieder nach Hause und haben versprochen, dass sie auf jeden Fall ganz viel für die Schule lernen, damit sie gute Noten bekommen.

Es ist bereits dunkel als wir an diesem Tag wieder im Kloster sind um mit Brian noch die weiteren Aktivitäten für die nächste Zeit zu besprechen, denn er ist ja „unser Mann vor Ort“ und kümmert sich während unserer Abwesenheit um alle unsere Kinder. Brian ist ein wirklicher Glücksfall für den Sambia-Verein! Auch dieser Tag war voller Ereignisse und Erfolge: bis auf vier haben wir alle Kinder angetroffen. Um diese vier kümmert Brian sich noch nachträglich.

Freitag, 01. Juni 2018

Morning Prayer, Verpacken der Erdnüsse in drei große Koffer, Verpacken der Hähne in Kartons und Verabschiedung von den Schwestern.

Nun starten wir wieder unsere lange und langweilige Rückfahrt von St. Kalemba nach Solwezi. Wir übernachten wieder beim Bischof und fallen sehr müde in unsere moskitobenetzten Betten.

Samstag, 02. Juni 2018

Der Bischof hat uns zu einem Besuch eingeladen. Wir berichten von unseren Aktivitäten in St. Kalemba und er bedankt sich nochmals aufs herzlichste bei uns.

Anschließend machen wir uns auf den langen Rückweg nach Ibenga. Wir können wieder im Kloster übernachten und freuen uns auf die erneute Gastfreundschaft der Nonnen.

Sonntag, 03. Juni 2018

Rückreise von Ibenga nach Lusaka. Wir sind wieder fast einen ganzen Tag „on the road“ – erreichen Lusaka in der Abenddämmerung. Brian fährt sehr gut und der Jeep hält alle Schlaglöcher auf der Strecke aus. Wir gehen abends lecker essen in Lusaka, denn das haben wir uns redlich verdient, und schlafen in der Gossner Mission einem letzten Tag in Sambia entgegen.

Montag, 04. Juni 2018

Heute gibt es kein Morning Prayer mehr und wir vermissen das richtig. Wir kaufen noch Souvenirs ein und treffen uns mit dem künftigen Pfarrer von St. Kalemba, Father Vincent. Er ist noch sehr jung, aber willig uns zu helfen. Wir besprechen die künftige Zusammenarbeit und verabreden uns dann für das nächste Jahr in St. Kalemba.

Gegen 16:00 Uhr geht unser Flieger. Aber erst müssen wir im Flughafengebäude noch die Erdnüsse gleichmäßig auf alle unsere Koffer verteilen. Nach den üblichen Passkontrollen laufen wir wieder über das Flugfeld zu unserem Flugzeug, setzen uns auf unsere Plätze und träumen von der viel zu kurzen Sambia Reise 2018.

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